Debatte in der Bezirksversammlung
Die „Kreuzung Kratzmann“ ist in Sasel ein fester Begriff und täglicher Wortgebrauch [unter Alteingesessenen wie aber auch jüngeren Zugezogenen]. Der Begriff basiert bereits auf einen historischen Weg aus der Stadt in die Walddörfer und Schleswig-Holstein. Dort fand sich auch direkt an der Kreuzung (Süd-Ost) gegenüber dem Saseler Park der Gasthof Kratzmann. Dieser musste 1982 einer ersten Vergrößerung der Kreuzung (Verbreiterung der Fahrbahnen und einer neuen Abbiegespur zum Ortskern von Sasel an der Stadtbahnstr. weichen. Der Abriss dieses gesellschaftlich-kulturellen Mittelpunktes Sasels ist sicherlich vielen älteren Saselern noch schmerzlich in Erinnerung.
2015/16 wurde dann eine Sanierung und weitere Umgestaltung der Kreuzung zur „Verbesserung der Verkehrsströme“ mit weiteren Abbiegespuren für den motorisierten Verkehr (nach Norden/S-H und aus Sasel nach Süden in die Innenstadt) aber auch markant rot-colorierte Radstreifen ausgeführt. Dafür mussten allerdings mehrere über 100jährige Eichen des Saseler Parkes gefällt werden. (Die Ersatzpflanzungen sind bis heute nach sieben Jahren (!) noch nicht vom Landesbetrieb Straßen Brücken Gewässer (LSBG) der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) umgesetzt worden!
Mit der Schließung des 105jährigen Familien-Unternehmens KWP verliert Sasel einen beliebten Fachhandel und Arbeitgeber. Bereits aus weiter Ferne wird künftig eine völlig neue Skyline eines Wohnkomplexes an der Saseler Chaussee zu sehen sein. Sie darf im großen „Magistralen-Programm“ der Senats-Behörde für Wohnen und Stadtentwicklung (BSW) dass der Bezirk Wandsbek umsetzt nicht namenlos werden. Ein neues Wohnquartier sollte nicht isoliert als Block außerhalb an einer Verkehrsachse liegen sondern in das Stadtteilleben integriert werden.“ sagt Frauke Häger (fraktionslose Wahlkreisabgeordnete für Sasel der Bezirksversammlung Wandsbek).
Gemeinsam mit der fraktionslosen Abgeordneten Frauke Häger hat die Linksfraktion Wandsbek einen Antrag zur Debatte für die Sitzung der Bezirksversammlung am 14. September gestellt.
Aus Sicht der Antragstellenden stellt das Bauvorhaben dieser Größenordnung mit gefördertem Wohnungsbau für den Stadtteil Sasel durchaus einen Paradigmenwechsel dar, denn bislang steht oftmals der Einfamilien-Hausbau im Vordergrund.
Rainer Behrens von der Linksfraktion Wandsbek: „Sollte es sich herausstellen, dass hier an exponierter Stelle in Sasel geförderte Wohnungen in großer Anzahl gebaut werden, sehen wir das grundsätzlich positiv. Aber es muss örtlich passen und in einen planvollen Zusammenhang gestellt werden, städtebaulich wie sozial.“
Frauke Häger, fraktionslose direkt gewählte Abgeordnete aus Sasel fordert: „Mir geht es insbesondere auch um einen Fachaustausch und eine sozialräumliche Analyse durch Bezirksamtsleitung, Politik und Saseler Institutionen.“
Eine neue prägende Skyline, Baukörperdichte und hohe Zahl von Neu-Saseler:innen werden ein völlig neues Gesicht und einen Schwerpunkt an der Magistrale bringen. Eine Betrachtung der sozialräumlichen und verkehrlichen Entwicklung ist daher dringend geboten. So besitzt Sasel seit Jahrzehnten keinen Jugend-Treff und eng bemessene Raum- und Personalkapazitäten für die Senior:innenarbeit.
Aufgrund der zentralen Lage und der Größe des Baupojekts ist aber zum Beispiel auch zu prüfen, ob ggf. eine gewerbliche Nutzung oder die Erschließung von Räumlichkeiten für das Gemeinwesen erforderlich (Kita, Senior:innen, Quartiersbüro) ist. Außerdem muss bei der Umsetzung das „Magistralenkonzept für die äußeren Stadt“ einpassen („Gutachten zur Untersuchung der Magistralen-Räume in Hamburg-Wandsbek“, https://www.hamburg.de/stadtplanung-wandsbek/projekte/14291876/magistralen-in-wandsbek/) beachtet werden.
Gründe genug also, dieses Wohnungsprojekt im Herzen von Sasel in der Wandsbeker Bezirksversammlung zum Thema zu machen.