Von Sven Friemuth
Was mit dem 8- wöchigen Pilotprojekt „Volksdorfer Flaniermeile“ im Sommer 2022 begann, setzt sich nun schleichend fort. Damals wurden zahlreiche Kfz.- Parkflächen im Volksdorfer Ortszentrum zu Allgemeinflächen umgewandelt. Als Fazit mussten 6 von 10 Gewerbetreibenden seinerzeit sinkende Umsätze- und Rückgang der Kundenfrequenz von mehr als einem Drittel beklagen. Ältere Bewohner fühlten sich durch die schlechtere Erschließung stark benachteiligt. Im Großen und Ganzen konnte sich keine Mehrheit für das Projekt finden. Die Evaluation des Projektes zeigte klar auf, dass eine deutliche Ablehnung durch Anwohner, Nutzer und Gewerbe gegeben war. Die CDU- und FDP Fraktionen sprachen gar von einem klaren Scheitern des Projektes.
Der Zustand in dem sich der Volksdorfer Ortskern heute präsentiert macht deutlich, dass das klare Votum der Volksdorfer kaum Berücksichtigung findet. Zahlreiche Parkplätze wurden zu Gewerbeflächen und Fahrradstellplätzen umgenutzt. Der Gesamteindruck entspricht mittlerweile schon fast der mehrheitlich abgelehnten „Flaniermeile“. Im Zusammenhang mit dem Projekt „Flaniermeile“ positionierte sich Peter Pape als Regionalsprecher der Wandsbeker SPD dahingehend, dass es für den Erfolg des Projektes unabdingbar ist, die Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner ernst zu nehmen.
Die Problematik, das für ein solches Projekt nicht ausreichend Parkplätze außerhalb des Ortskerns vorhanden sind, war schon damals ein Thema. So war vorgesehen, dass für den Zeitpunkt des Projektes Teile der Marktfläche nur noch für maximal drei Stunden als Parkplatz zur Verfügung stehen um nicht durch Dauerparker blockiert zu werden. Nach Möglichkeit sollte der Ortskern, für die Dauer der „Flaniermeile“ von Baustellen freigehalten werden, damit die Parkplatz- und Verkehrssituation im restlichen Ortskern nicht beeinträchtigt wird.
Das macht es deutlich, dass Ortskern-nahe Parkplätze ein großes Thema sind. Bis heute setzen sich Interessensgemeinschaften für das Kurzzeitparken auf der Marktfläche ein. Leider bisher ohne den gewünschten Erfolg. Die Realität in Bezug auf dringend benötigte Parkplätze im Zentrumsbereich sieht derzeit allarmierend aus. In der Claus-Ferck-Straße wird anscheinend zu Lasten von Parkplätzen schleichend das Projekt „Volksdorfer Flaniermeile“ vorangetrieben ohne dass dafür ein geeignetes Parkplatzkonzept angeboten wird.
Ganz im Gegenteil! Demnächst wird auch noch das Parkhaus „Weiße Rose“ in der Straße Uppenhof ersatzlos abgebrochen und im Bereich der Farmsener Landstraße 188, fußläufig zum Wochenmarkt und dem Ortszentrum wurden gerade mehrere Stellplätze entfernt. Begründet wurde dies damit, dass die Fußgänger, besonders Personen mit Gehhilfe und Fußgänger mit Kinderwagen, durch die Parker behindert würden. Dem Fußgänger als schwächstem Verkehrsteilnehmer sei hier der Vorrang zu gewähren. Ein Argument dem man kaum etwas entgegensetzen möchte.
Tatsächlich existierten diese Stellplätze seit ca. 40- Jahren in friedlicher Koexistenz mit dem Gehweg. Selbst bei ausgeklapptem Außenspiegel war, sowohl für Fußgänger als auch für Autos ausreichend Platz vorhanden. Es gab keine Vorkommnisse oder Unfälle.
Besonders bezeichnend an diesem Standort ist aber die Tatsache, dass diesen Gehweg kaum ein Fußgänger nutzt. Dieser Wegabschnitt wird überwiegend von den direkten Anliegern genutzt, die dort auch parkten. Die Erschließung für Fußgänger übernimmt in diesem Bereich fast vollumfänglich der kürzere und schönere Fußweg entlang der Saselbek. Zieht man einen Routenplaner zu Rate, welches der beste Fußweg ist, wird sogar die Route über den Uppenhof als kürzeste empfohlen.
Die Gewerbetreibenden in der Farmsener Landstraße 188 haben deshalb eine Petition zur Wiederherstellung dieser Parkplätze gegründet. Wer die Bedenken im Zusammenhang mit der derzeit betriebenen Parkplatzpolitik in Volksdorf teilt, ist herzlich von den Petitionsbegründern dazu eingeladen, sich dieser anzuschließen. Volksdorf ist ein weitläufiger, großflächiger Stadtteil mit zahlreichen älteren Bewohnern. Diese können nicht ohne weiteres weite Strecken zu Fuß bewältigen oder das Fahrrad nutzen.
Wenn schon ehrgeizige Ziele wie die „Volksdorfer Flaniermeile“, die sicherlich auch viele positive Aspekte vereint, angepeilt werden, dann sollte es auch ein passendes Verkehrskonzept dazu geben, welches dann allen Bewohnern und Verkehrsteilnehmern gerecht wird. Die Wegrationalisierung von dringend benötigten Stellplätzen zu Gunsten eines quasi nicht benutzen Gehwegabschnitts ist in diesem Zusammenhang gar nicht zu verstehen.