P+R-Parkhaus kostenpflichtig – nur für HVV-Kunden nutzbar!
Jahrzehntelang war das Parken auf dem Gelände des jetzigen P+R-Parkhauses am U-Bahnhof Volksdorf gebührenfrei. Das schotterlöchrige Areal war alles andere als ideal – aber kostenfrei für alle Bürger. Dann wurde das jetzige P+R-Haus errichtet, die Polizei zog im Erdgeschoss ein, weitere Mieter folgten. Die Freude war groß, endlich ein gepflegtes Parkhaus. Autofahrer und Pendler waren begeistert. Allerdings nicht lange, denn Ende Juli 2014 wurde „Park-and-Ride“ in Hamburg gebührenpflichtig. Seit damals kostet es zwei Euro pro Tag (für ein Monatsticket sind 20 Euro und für eine Jahreskarte sind 100 Euro fällig). Allerdings gilt dieses Angebot nur für jene, die einen gültigen HVV-Fahrausweis vorweisen können. Allen „Nicht-HVV-Kunden“ bleibt das Parken verwehrt, selbst wenn diese die verlangte Parkgebühr entrichten würden, um ihr Auto in einem der Parkhäuser an den Bahnhöfen abzustellen. Derzeit gibt es in Hamburg 34 P+R-Häuser, die der Stadt gehören, genauer gesagt, der ihr zu 100% gehörenden „P + R-Betriebsgesellschaft mbH“ in der Steinstraße 20 (im Internet: https://www.pr.hamburg/).
Der Wochenmarkt am U-Bahnhof Volksdorf gilt als einer der schönsten und beliebtesten Wochenmärkte Hamburgs. An jedem Mittwoch und Sonnabend bieten hier die Händler ihre frischen, regionalen Waren feil. Die Besucher kommen aus Volksdorf und dem weiten Umfeld, das bis Schleswig-Holstein reicht. Wer hier seinen Wocheneinkauf tätigt, der hat zu schleppen. Kein Wunder also, dass gleich nach Einführung der Preisverordnung 2014 die Marktbesucher und -händler auf die Barrikaden gingen. Die einen fragten sich, wie man einkaufen solle, ohne das Auto auch nur kurzfristig abstellen zu können. Die Händler befürchteten Kunden- und Umsatzrückgänge, was sich letztlich in der Gesamtversorgung der Bürger mit frischen und gesunden Fleisch-, Gemüse und weiteren Angeboten niedergeschlagen hätte. Die Bürger waren wütend und riefen nach genereller „GEBÜHRENFREIHEIT“ auf den ihnen entzogenen Abstellplätzen. Der Volksdorfer Andreas Dressel (seit 2004 Mitglied der hamburgischen Bürgerschaft und seit 2018 Finanzsenator) schaltete sich ein und moderierte einen Kompromis, dem die Markthändler – wenn auch mit Murren – zustimmten. Seitdem zahlten sie jährlich 5.000 Euro für die P+R-Hausnutzung ihrer Kunden zur Marktzeit am Sonnabend. Einfach fiel dies den Marktbeschickern nicht, denn deren Kosten sind generell hoch (sie zählen zugleich mit ihren Mitarbeitern zu den bedeutendsten Arbeitgebern in Volksdorf) und sorgen für Mehrumsätze auch bei den übrigen Geschäftsleuten im Dorf, abgesehen davon prägen sie zugleich den Charme dieses bevorzugten Stadtteils.
Nun prangen Zettel im P+R-Haus mit dem Hinweis: „Bitte beachten Sie, dass die Benutzung der P+R Anlage Volksdorf ab dem 1.Februar 2023 durchgehend kostenpflichtig und ausschließlich für P+R-Kund*innen möglich ist (vgl. Punkt 2a der Benutzerordnung). Bisher geltende Ausnahmeregelungen für Wochenmarkt-Kund*innen entfallen ab diesem Datum. Ihre P+R Betriebsgesellschaft mbH“.
Was war geschehen? Die Parkhausbetreiber verlangen ab sofort statt jährlich 5.000 Euro (wie bisher) nun jährlich ca. 8.000,- Euro. Als diese Forderung nicht erfüllt wurde, erfolgte die Kündigung. Zack – das war´s.
Malte Jahn, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Volksdorfer Wochenmarkthändler ist entsetzt: „Das können wir schlichtweg nicht bezahlen. Wir kämpfen täglich an allen Enden mit überbordenden Kosten, die man nicht einfach weitergeben kann. Wir waren und sind schon immer sehr sparsame, den Kunden verpflichtete Händler, die ihre guten Waren zu vernünftigen Preisen anbieten. Daran darf und wird sich nichts ändern. Doch wenn uns die Stadt derartige Knüppel zwischen die Beine wirft, ohne Rücksicht auf unsere Versorgungsleistung der hiesigen Bevölkerung und der Bedeutung für den Stadtteil, dann sind wir ratlos und können nur an die Vernunft der Politiker und Verwaltung appellieren. Letztlich darf man auch nicht vergessen, Veranstalter der Wochenmärkte ist die Stadt, die offenbar ihre Parkflächenverantwortung einfach auf die Händler abwälzt. Was hier passiert, so geht das nicht“.
Die Volksdorfer Zeitung berichtete in ihrer aktuellen Ausgabe über die generelle Parkraumproblematik im Stadtteil, über Fehlbelegungen und Fehlplanungen, zeigt aber auch Lösungen auf.
Der Bürgerverein ist entsetzt und wird sich mit einer Unterschriftensammlung für eine generelle Gebührenfreiheit des P+R-Hauses am U-Bahnhof einsetzen. Wir verlangen Vernunft und Augenmaß vom Senat. 300.000 Euro für ein verkorkstes „Flaniermeilen“-Projekt macht deutlich, dass die Stadt nicht begriffen hat, wo Gelder sinnvoll, zum erkennbaren Wohle von Bürgern und Händlern ein gesetzt werden müssen.