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Volksdorf: Maetzel Haus

Stand des Sanierungsvorhabens / Stiftung stellt sich vor

Wie geht es mit dem Künstlerhaus Maetzel in Volksdorf weiter?

Von Jörg Schilling

Beantwortung dieser Frage hatte sich am 5. Juli der Vorstand der „Stiftung Kunst und Kultur – Künstlerhaus Maetzel“ vorgenommen. Die Informationsveranstaltung zur Entwicklung der Planungen um das Künstlerhaus fand bei Sonnenschein in dessen Garten statt. Sie diente auch dazu, den Anfang des Jahres neu besetzten Vorstand der Stiftung der interessierten Volksdorfer Öffentlichkeit vorzustellen. Das Künstlerhaus stellt ein einzigartiges Zeugnis der Wohn- und Lebenskultur einer Hamburger Künstlerfamilie der 1920er-Jahre dar. Die Malerin Dorothea Maetzel-Johannsen (1886–1930), ihr Mann Emil Maetzel (1877–1955) – Architekt und Künstler – sowie ihre Tochter Monika (1917–2010), eine international anerkannte Keramikerin, prägten dieses Anwesen mit seinen Gartenanlagen und dem künstlich angelegten Badeteich. In zwei Bauabschnitten waren um 1924/1926 das Sommer- und das Atelierhaus entstanden; letzteres wurde später zur Keramikwerkstatt erweitert.

Die Vorstandsvorsitzende Antje Graßhoff begrüßte die Teilnehmer/innen der gut besuchten Veranstaltung und nahm dies zum Anlass, das bisherige Engagement von Volksdorfer Bürger/innen für das Künstlerhaus Maetzel und insbesondere den finanziellen Einsatz des anonymen Mäzens zu würdigen, der den Kauf des Hauses und die Stiftungsgründung ermöglichte. Begrüßt wurden die Vertreter und Vertreterinnen von Verein und Stiftung des Museumsdorfes Volksdorf, des Kulturkreises Walddörfer und der Stiftung Ohlendorff‘sche Villa, der Schulkate Volksdorf e.V., des Walddörfer Gymnasiums, des Fördervereins St. Gabriel, Weggefährten von Hanno Edelmann, Künstlerinnen und Künstler aus der Region und Vorstand sowie Mitglieder des Freundeskreises Künstlerhaus Maetzel e.V., der bereits 2003 gegründet wurde, um sich für das in seiner Substanz stark gefährdete Gesamtensemble einzusetzen. Dieses besteht aus Atelier- und Sommerhaus, Memorialanlage und weitläufigem Naturgarten und steht seit 2013 unter Denkmalschutz. Erst mit einer großzügigen Spende des Mäzens konnte 2021 das Anwesen durch die zu diesem Zweck gegründete Stiftung erworben werden und wird seitdem treuhänderisch von der Sutor-Stiftung für Architektur und Technik verwaltet.

Anschließend stellten sich Dirk Schoch von der Sutor-Stiftung und die Vorstandsmitglieder mit ihren Aufgabenbereichen vor: Antje Graßhoff (Denkmal- und Naturschutz), Franziska Fuchsius (Kunsthistorische Expertise), Dr. Rainer Klemmt-Nissen (Finanzen), Dr. Jörg Schilling (Architekturhistorische Expertise, Öffentlichkeitsarbeit) und Burkhard Mentrup (Architektur). Letzterer absolvierte als Architekt den interessantesten Part des Infonachmittages, indem er über die Vorbereitungen zu den anstehenden Sanierungsmaßnahmen informierte, um diese bald in Zusammenarbeit mit dem im Denkmalschutz erfahrenen Architektenbüro pmp Projekt GmbH beginnen zu können. Das fast 100-jährige Haus soll unter dem Ansatz neuer Nutzungen den aktuellen technischen Anforderungen angepasst, modernisiert und so wieder hergerichtet werden, dass der bestehende, bauliche Bestand in einen zukunftsträchtigen Ort gesellschaftlichen Lebens transferiert werden kann. Dazu gehört der mit dem Denkmalschutzamt abgestimmte Rückbau auf den Zustand von 1926, der die Öffnung des ursprünglichen Säulengangs beinhaltet.

In einer vielschichtigen Diskussion unter Einbeziehung aller Beteiligten wurde hierzu eine erste „Betriebsskizze“ erarbeitet, die ihren Abschluss in einer Bedarfsformulierung als Raum- und Funktionsprogramm gefunden hat, welche die Aufgabenstellung für das beauftragte Architekturbüro nebst Fachplaner bildet. Diese erarbeitete und vom Vorstand der Stiftung bestätigte Bedarfsermittlung beinhaltet im Ansatz zukünftig drei Künstlerateliers einschließlich Nebenflächen, die sich im 1.OG und im Dachgeschoss befinden. Die Erdgeschossflächen werden auch für kulturelle Nutzungen verschiedenster Art vorbereitet, dieses unter Berücksichtigung des baulichen Bestands, den denkmalrechtlichen Anforderungen und genehmigungsrelevanten Vorgaben.

Im Außenbereich wird die benötige Infrastruktur aus Stellplätzen, Fahrradständern, Flächen für die Ver- und Entsorgung erarbeitet, angepasst und erneuert. Für die Gartenfläche sind die unterschiedlichen Anforderungen aus Naturschutz, Denkmalschutz, Artenschutz, dem vorhandenen Biotop zu konkretisieren, um dem vorhandenen Garten seine weitere Entfaltung nicht zu verwehren, aber auch Freiraum in der Gartenbenutzung zu schaffen. Für die umfangreichen Maßnahmen ist auch der Finanzbedarf zu bemessen.

Aktuell werden durch das beauftragte Planerteam (Fachplanern zum Baugrund, zu möglichen Schadstoffen, dem Lärmschutz etc.) die Leistungsphasen 2+3 bearbeitet, einschließlich erster Vorabstimmungen mit dem Bezirksamt, der Denkmalpflege und städtischen Institutionen. Parallel dazu wurden in den letzten Wochen Bauteilöffnungen erstellt, um den Bestand genauer zu prüfen und exakte Erkenntnisse zum bestehenden Gebäude zu erhalten. Erste Ergebnisse zeigen eine sehr gut erhaltene Bausubstanz.

Sämtliche Fachergebnisse werden durch das Architekturbüro zusammengetragen und münden in der Entwurfsplanung einschließlich daraus zu erarbeitender Kostenberechnung aller Quantitäten und Qualitäten. Diese Bearbeitung der Leistungsphase 3 Entwurfsplanung erfolgt für alle Gebäudeteile, bestehend Sommerhaus, Atelierhaus, Waschhaus, der Garage einschl. überdachtem Freisitz sowie Memorialanlage und der gesamten vorhandenen Gartenfläche, einschließlich berücksichtigter notwendiger Maßnahmen zum Teich (Biotop). Nach bisherigem Rahmenterminplan sollen alle Arbeitsergebnisse bis Mitte August vorliegen.

Ein wirklich wichtiger Meilenstein wird nach der Vorlage aller Kostenermittlungen, die in der Kostenberechnung zusammengeführt werden, die Erarbeitung der Gesamtfinanzierung sein, welche im Anschluss durch den Vorstand beraten und gemeinsam mit dem Treuhänder verabschiedet wird. Hier werden weitere Fördermittel einzuwerben sein. Mit der Bestätigung des Gesamtfinanzierungsplans erfolgt die Freigabe zur Erstellung der Genehmigungsplanung für den Architekten, sodass durch den Vorstand angestrebt wird, zum Jahresende den Bauantrag einschließlich aller Unterlagen zur Genehmigung einzureichen.

Damit wäre ein zweiter großer Meilenstein zur baulichen Umsetzung realisiert. Es wird beabsichtigt, die Zeit der Genehmigungsphase zu nutzen, um durch das beauftragte Architekturbüro die Ausführungsplanung einschließlich der erforderlichen Ausschreibungen zu erstellen. Unter der Voraussetzung, dass eine Beauftragung an leistungsstarke Firmen bis zum Ende des 3. Quartals erfolgen kann und eine Baugenehmigung bis dahin vorliegt, könnte ein Baubeginn zum Start in das 4. Quartal 2025 erfolgen.

Der gesamte Stiftungsvorstand arbeitet zielgerichtet daran, diese gesteckten Ziele umzusetzen. Daneben bemüht er sich um eine wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit – auch um für die Baumaßnahmen weitere notwendige Finanzierungs- und Fördermittel einzuwerben.

Als nächstes präsentiert sich das Künstlerhaus Maetzel mit einem Info-Stand am Sonnabend, den 31.August, auf der „Meile der Vereine“ (Stadtteilfest) vor der Ohlendorff´schen Villa und – anlässlich des „Tag des offenen Denkmals“ – am 7. und 8. September (geöffnet jeweils von 11-18 Uhr) mit Ausstellungen (Literatur/Hbg. Sezession, Keramik/Monika Maetzel, Kabinett / „Malerfreundschaften“, Emil Maetzel, Willi Nass) sowie jeweils um 14 und 16 Uhr mit Führungen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen sich ein Bild von den historischen Gebäuden und der einzigartigen Gartenanlage zu machen.

Weitere Infos im Internet: https://kuenstlerhaus-maetzel.de.

Das vom Künstlerpaar Maetzel nebst Gartenanlagen in zwei Bauabschnitten (1924/1926 )in der Straße Langenwiesen 15 realiserte und von der Tochter Monika weitergeführte Anwesen soll ein Erinnerungs- und Zukunftsort werden.

„Das Künstlerhaus Maetzel in Volksdorf“, mit Texten von Franziska Fuchsius, Rüdiger Joppien, Karin von Behr, Antje Graßhoff, Annkristin Kaluza. „hamburger bauheft“ Nr. 43 – erschienen im Schaff-Verlag, 68 Seiten, im DIN A5 Querformat, vierfarbig, Preis 12.00 Euro –  ISBN 978-3-944405-70-4

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